Was willst du wirklich so ganz genau wissen?

Manche Fragen fordern uns heraus, den Fokus zu halten. So auch diesmal. Wir übergehen das „wollen“ und fragen sogleich nach dem Wissen. Was kann ich denn wissen? Und was bezeichnen wir als Wissen? Uns fallen viele Beispiele ein für etwas, dass wir wissen: unseren Namen, 1+1=2, das Datum von heute, die Erde ist eine Kugel (fast).

Es gibt offensichtlich verschiedene Arten von Wissen

Vieles, das wir wissen können, sind Informationen, bestimmte Fakten oder Ereignisse. Mein Geburtsdatum, der Weg zu meinem Urlaubsziel, wie ich Spaghetti koche. Solches Wissen kann ich heute jederzeit online abrufen. Kann ich also alles wissen und die alte philosophische Frage ist damit beantwortet?

Das Wissen der Welt ist in vielen öffentlichen Datenbanken zugänglich.

Doch ist das wirklich das, was ich genau wissen will? Wie viele Hypothesen zur Entstehung der Welt möchte ich wissen? Wieviele beste Urlaubsziele? Wieviele Testsieger in wie vielen Kategorien? Wieviele Antworten auf das wirklich gute Leben? Da will eine lieber wissen, wie sehen mich andere Menschen? Und erhält zur Antwort viel Irritation der anderen. Da will einer wissen, was erwartet mich nach dem Tod? Und niemand weiß aus eigener Erfahrung etwas darüber.

Was wir wirklich wissen wollen, das bleibt oft im Ungewissen.

und so scheint unsere Frage schließlich doch auf das wollen hinauszulaufen. Wir müssen zunächst die Frage beantworten, was wir wirklich genau wissen wollen. Ansonsten verlieren wir uns in der Fülle der zugänglichen Informationen. Oder wir verlieren den Blick auf uns selbst.

Ich kann entscheiden, was ich wissen will.

Denn da will eine nicht wissen, wie die Operation an ihrem Körper durchgeführt wird. Ein anderer nicht, wie eine KI funktioniert. Oder was alle Menschen auf der Welt zu jeder Zeit gerade denken und fühlen. Und wieder andere wollen genau das gerne ganz genau wissen. Und es ist gut zu wissen, was ich wissen will, auch wenn ich es nicht zu wissen bekommen kann.

Mein Wissen wollen macht mich zu dem Menschen, der ich bin.

Es macht mich eben aus, was ich wissen mag und was nicht. Es mag angemessen sein, uns selbst und andere darin zu akzeptieren.

Warum philosophieren gut für deine Gesundheit und dein Wohlbefinden ist

„Philosophieren hält deine Seele gesund!“ Diese oder ähnlich lautende Behauptungen sind uns überliefert von Philosoph*innen des antiken Griechenland. Im Kern meinten sie damit, sich mit sich selbst und der Welt auseinander zu setzen, seine Werte zu kennen, eine eigene Haltung zu entwickeln, seine Emotionen zu beherrschen und sich allgemein bewusst zu verhalten.

Psychologen an der Charité in Berlin haben vor einiger Zeit untersucht, ob wir auch heute noch von diesen „Weisheitskompetenzen“ profitieren können (Baumann & Linden 2008). Sie kamen zu dem Ergebnis, dass diese seit der Antike bekannten Fähigkeiten in der heutigen Zeit nicht nur gesundheitsförderlich sondern auch erlernbar sind. Philosophieren zeigt sich somit als ein möglicher Weg zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden.

Denn wer philosophiert, der trainiert ganz bestimmte Fähigkeiten und Haltungen: Sich in die Perspektive anderer hinein versetzen, mit anderen Menschen mitfühlen, eigene Gefühle wahrnehmen und zum Ausdruck bringen, die eigenen Werte begründen und zugleich die Werte anderer anerkennen, zu sich selbst in Distanz gehen und nicht zuletzt auch eine Akzeptanz von Ungewissheit in der Welt.

Diese ihrem Ursprung nach philosophischen Kompetenzen verhelfen uns dazu, dass wir uns von belastenden Ereignissen besser distanzieren können, bessere Bewältigungsformen haben, erworbene Lebenserfahrungen auf neue Situationen übertragen können, uns mehr mit dem Wohlbefinden von anderen befassen und weniger an vergangenen unangenehmen Ereignissen festhalten.

Aus Rückmeldungen zu meinen philosophischen Cafés und in meinen Coachings habe ich erfahren, dass Menschen vielfältig profitieren und sich persönlich weiter entwickeln. Philosophieren kann helfen und darin bestärken, Krisen zu überwinden und schwierige Lebensentscheidungen zu treffen, Beziehungen zu klären und Trennungen zu verarbeiten, sich selbst besser zu verstehen und mit sich und der Welt in Harmonie zu sein. Es geht in Bestem philosophischen Sinn darum den Mut zu haben, selbst zu denken.

Wenn du nun Lust hast, diesen Weg auszuprobieren, dann komme gern in mein Philosophisches Café oder frage ein Coaching an, in Düsseldorf oder auch online. Gerne informiere ich dich mehr dazu in einem persönlichen Erstkontakt oder Kennenlerngespräch.

Sollten wir uns von Erziehung verabschieden?

Wir suchen zunächst heraus zu finden, was wir alles unter Erziehung verstehen. Es werden Beispiele genannt, die alle mit der Begleitung von Kindern bis in das Erwachsenenalter zu tun haben. Durch die Eltern, durch die Familie, durch Lehrer*innen, durch Erzieher*innen. Aber auch durch die Gruppe der Freund*innen, Nachbarn und schließlich auch durch die gesamte Gesellschaft. Aber ist denn alles, was hier geschieht „Erziehung“?

Erziehung betrifft Kinder und Jugendliche und deren erwachsene Bezugspersonen und findet in verschiedenen Zusammenhängen statt.

Einige benennen als Erziehung, wenn Eltern die Entwicklung ihrer Kinder fördern, einige, wenn Erzieher*innen Kinder in Einrichtungen betreuen, manche auch, wenn Lehrer*innen das soziale Miteinander in der Schule begleiten. Eltern wünschen, dass ihre Kinder sich in der Welt zurecht finden. Erzieher*innen wünschen, dass Kinder bestimmte Fertigkeiten und Verhaltensmöglichkeiten erlernen. Lehrer*innen wünschen, dass sich Kinder und Jugendliche angepasst sozial verhalten.

In der Erziehung geht es darum, dass bestimmte Werte vermittelt und ein bestimmtes Verhalten gefördert oder erwartet wird.

Hier werden auch kritische Stimmen laut. Da ist eine, die berichtet, wie sie ihr Kind darin begleiten möchte, mit eigener Motivation durch Erfahrungen zu lernen. Dies bedeute eine Abkehr von Er-ziehung zu einem bestimmten bereits feststehenden Entwicklungsziel. Auch ein anderer erklärt, dass es nur zu gut ist, dass heute Schüler*innen nicht mehr zu den „richtigen“ Zielen hin geprügelt werden.

Nicht Erziehung an sich, sondern bestimmte Methoden der Erziehung werden kritisiert.

Daran anschließend wird diskutiert, was gute Erziehung sein kann. Da wird betont, dass die Entwicklung der Persönlichkeit gefördert wird. Kinder und Jugendliche sollen ihren eigenen Motiven folgen, eigene Ziele anstreben. Da wird aber auch benannt, dass durch Erziehung erlernt werden soll, sich in den bestehenden Regeln der Gesellschaft zurecht zu finden, sich anzupassen.

Erziehung scheint in einen Widerspruch von Entwicklung und Anpassung zu führen.

Und vielleicht ist dies gerade die Dynamik und Energie, welche Erziehung ausmacht: Nie so ganz nur freie Entfaltung einer bereits vorhandenen Persönlichkeit zu sein. Nie so ganz in Anpassung an und Erlernen von bestehenden Regeln und Konventionen bestimmt zu sein. Sondern im Spannungsfeld dazwischen.

Wir sind alle daran beteiligt, welche Tendenz in Erziehung überwiegt.

Können wir nochmal ganz neu anfangen im Leben?

Der erste Gedanke ist schnell formuliert: „Nein!“ Denn schließlich nehmen wir uns doch immer mit, wohin wir auch gehen und welchen Namen wir uns auch geben in einer neuen Umgebung mit neuen Bezugspersonen vielleicht. Doch kennen wir auch den Wunsch danach, dass wir uns durch einen Neuanfang verändern.

Neu anfangen bedeutet häufig, dass wir uns verändern wollen.

Doch wieviel können wir uns verändern? Da ist einer, der entscheidet, in ein anderes Land zu gehen, der alle Zelte zu Hause abbricht, neue Wohnung, neue Arbeit, neue Freunde. Da ist eine andere, die mit alten Gewohnheiten bricht, Freundschaften beendet, die ihr nicht gut tun, neue Freundschaften beginnt, die ihr gut tun. So fühlt sich das Leben ganz neu an.

Sich zu ändern, braucht eine Entscheidung für etwas Neues.

Um Neues anzufangen braucht es Mut. So berichtet eine, dass sie bereits viele Jahre den Gedanken an einen Neuanfang hatte. Ihr jedoch der Mut bis vor kurzem gefehlt hat. Schließlich hat sie doch mutig ihre Idee mit einer Entscheidung umgesetzt. Auch gibt es den Hinweis, dass ich eine neue Arbeit meist erst dann finden kann, wenn ich die alte aufgebe, eine*n neue*n Partner*in am besten dann, wenn ich die alte beendet habe.

Ein Neuanfang braucht Mut und manchmal Zeit.

Neu anfangen kann ich übrigens im Außen oder auch in mir selbst. So berichtet die eine, dass sie am neuen Arbeitsplatz ganz neu sich empfunden hat. Ein anderer, dass er am selben Ort mit einer veränderten inneren Haltung ganz neue Erfahrungen machen durfte. Alles schien im Außen wie immer zu sein und doch war es ganz neu. Und dann wurde es auch außen ganz anders.

Es kann einen Neuanfang im Außen oder in mir selbst geben, oder beides zugleich.

Und schließlich kann es auch einen ganz neuen Neuanfang geben, den wir wieder rückgängig machen. Da wo einer dachte, dass er glücklich würde, war es nicht wie erwartet. Also zurück zum alten bekannten Leben. Die neue Arbeit war zwar im ersten Moment befreiend, dann kehrte sie zurück zum alten Job. Und trotzdem ist nun alles neu.

Ein äußerer Neuanfang kann einen inneren anstoßen.

Und so können wir schließlich immer und überall neu anfangen. Wir können uns entscheiden. Neues hinzu gewinnen. Fehler machen und umkehren. Wir fangen jedoch nicht neu an, um ein*e andere*r zu sein. Sondern vielleicht endlich wir selbst.

Wie lernen wir mit unseren Ängsten zu leben?

Wir suchen zunächst Beispiele, wie wir mit unseren Ängsten umgehen. Ich kann Vieles tun, um meine Angst nicht zu spüren. Alkohol trinken, Feiern, Tanzen, laut Singen, Drogen nehmen, Arbeiten, mit anderen sein, einfach mich ablenken oder meine Gefühle ganz wegschieben.

Oft versuchen wir unsere Ängste nicht zu spüren.

Nur ist das eine gute Strategie? Es gibt daran Zweifel. Vielleicht ist es so, dass weggeschobene Ängste sich in uns ansammeln? Nun, da gibt es die Erfahrung, sehr lange die Angst vor öffentlichem Reden weggeschoben zu haben, um schließlich in Panik zu geraten. Oder dass eine schlimme Erfahrung mit einem bestimmten Hund in der Kindheit zu einer allgemeinen Furcht vor Hunden geführt hat.

Möglicherweise werden unsere Ängste größer, wenn wir nicht mit ihnen umgehen lernen.

Doch welche Möglichkeiten haben wir dazu? Da erzählt eine, dass es hilfreich ist, sich den Grund für die Angst genauer anzuschauen. Oft merke ich dann, dass meine Angst nicht begründet ist. Ich kann dazu Statistiken lesen oder aus Erfahrung Wahrscheinlichkeiten erkennen. Und so manche Angst hat doch auch eine angemessene Funktion.

Grundsätzlich sind unsere Ängste Hinweise auf mögliche Gefahren.

In angemessener Form Angst vor den Gefahren im Straßenverkehr oder vor einem Sprung ins „kalte Wasser“ zu haben, kann uns schützen und sichern. Und wenn doch einmal eine „unangemessene“ Angst uns bedrängt? Dann mag es hilfreich sein, dass andere uns in unseren Gefühlen begleiten. Eine mitgeteilte und gehörte Angst scheint weniger bedrohlich.

Sind wir in Angst, suchen wir Sicherheit bei vertrauten Menschen.

Und schließlich können wir manchmal oder mit etwas Übung auch häufiger mit uns selbst vertraut sein. Und uns so selbst in unseren Ängsten begleiten und vielleicht sogar sichern. Auch in der vielleicht größten Angst, der vor dem Sterben und dem Tod. So könnte mensch zu sich sagen:

Bin ich mit mir selbst vertraut, kann ich mit meinen Ängsten vertraut sein.

Sollten wir besser den Verstand verlieren für das gute Leben?

Zugegeben: Ein wenig provokant soll diese Frage schon sein. Doch wir finden sogleich Anknüpfungspunkte und Beispiele. Was heißt hier „verlieren“? Geht es nur darum, dass wir durch eine Krankheit oder ein kritisches Lebensereignis nicht mehr unseren Verstand wie sonst nutzen können? In diesem Fall macht das „Sollten“ jedoch keine Sinn.

Eine Frage nach dem Sollen macht nur Sinn, wenn wir unseren Verstand uneingeschränkt nutzen können.

Möglicherweise ist dann „verlieren“ nicht das geeignete Wort. Eher: „abschalten“, wenn wir zum Beispiel Alkohol trinken oder Schokolade essen oder Drogen konsumieren. Oder auch „loslassen“, wie in der Meditation oder im Flow-Erleben beim Sport oder in der Kreativität. Hier kann mensch ohne Verstand – oder zumindest mit nur einem bestimmten Teil des Verstandes – besondere Erfahrungen machen.

Der Verstand kann für bestimmte Formen des Erlebens hinderlich sein.

So ist denn auch die Aufzählung von Beispielen, was wir denn ohne den Verstand – oder mit ausgeschaltetem Verstand – erst so richtig vermögen, recht lang: Lieben zum Beispiel in jeglicher Form, glücklich sein sicher auch in einem tieferen emotionalen Sinn, ein Bild malen, Freundschaften schließen und verlieren, Sexualität mit Sicherheit geht am Besten ohne Verstand.

Vieles im Leben gelingt uns erst so richtig gut, wenn wir den Verstand zumindest begrenzen.

Sollten wir also den Verstand gleich ganz verlieren? Nein ist die häufigste Antwort, denn den Verstand auf eine gute Art zu gebrauchen, ist hilfreich auch dabei, ihn zeitweise zu verlieren. Gut vorbereitet gelingt die romantische Verabredung. Farben und Leinwand braucht es für ein Bild. Meditation kann gelehrt werden. Auch Geld ist hilfreich für einen Ausflug ins Ungewisse.

Und mit Verstand können wir gut vorbereitet den Verstand loslassen.

Wir wissen um die Rückwege. Wir können zurück kehren zum Alltäglichen. Funktionieren ist kein Makel. Dafür haben wir unseren Verstand.

Nur der Buddha bleibt schließlich im vollendeten Loslassen.

Wie frei können wir sein in unseren Beziehungen?

Sonderausgabe! Gänsehaut beim Live-Intro von Sarah Seppendorf. Mit Gastmoderatorin Sophie Neugebauer starten wir in die Frage. Und verzetteln uns gleich einmal: wie frei können wir sein in unserer Co-Moderation. Dazwischen reden ist natürlich vorgesehen. Welche Richtung geben wir vor? Können wir uns verständigen? Wer hat das Mikro?

Jede Beziehung erzeugt Freiheitsmomente und Verbindlichkeitsmomente zugleich.

Um welche Beziehungen soll es gehen? Da sind vor allem erst einmal die Liebesbeziehungen. Manche werden zu Paarbeziehungen, mache werden Eltern, manche Ex-Beziehungen. Und da sind auch Freundschaften. Beziehungen zu den eigenen Kindern. Natürlich die beruflichen Beziehungen. Die einen Beziehungen gehen wir freiwillig ein, andere nicht.

Auch wenn wir Beziehungen freiwillig eingehen entstehen bindende Verantwortlichkeiten.

Da ist ein Freund, den wir in einer Notsituation begleiten. Wir haben sicher die Freiheit zu gehen, doch wir fühlen uns gebunden durch die Freundschaft. Unser moralisches Gewissen hält uns zurück. Da ist die Partnerin, die schwer erkrankt und sich vielleicht auch in ihrer Persönlichkeit verändern wird. Auch hier verzichten wir möglicherweise aus moralischen Überlegungen auf unsere Freiheit.

Wie frei wir in Beziehungen sind, hängt auch von unserem moralischen Urteil ab.

Und überhaupt scheint uns der Freiheitsbegriff ganz schön an der Nase herum zu führen. Sicher können wir in unseren Beziehungen größtenteils frei sein, doch wollen wir es oft nicht. Gerade eben weil uns eine Verbindlichkeit in Beziehungen wichtig ist. Unsere Freiheit scheint oft nur in einem verbindlichen festen Rahmen sinnvoll.

Wir können möglicherweise gerade so frei sein, wie wir es wollen.

Warum nur klagen wir so oft über Unfreiheiten und Abhängigkeiten in Beziehungen? Da ist die Weltreisende, die alle Beziehungen in ihrer Heimat aufgegeben hat. Da ist der allein erziehende Vater mit zwei Kindern. Wer ist freier in seinen Beziehungen? Auf den ersten Blick klar, erscheint es jedoch auf den zweiten unentscheidbar. Vielleicht flieht die Weltreisende von einer abhängigen Beziehung in die nächste. Vielleicht erfährt der Vater die notwendig hohe Verbindlichkeit zu seinen Kindern als Befreiung von einer wie auch immer verstandenen „Selbstfindung“.

Beziehungen können uns abhängig oder frei machen, es hängt von uns selbst ab.

Und so richten wir zuletzt den Blick auf die Möglichkeiten, in Beziehungen Freiheit zu gewinnen. Wer kann sich zum Beispiel selbst romantisch küssen? Und auch wenn wir uns selbst lieben können, so ist es doch wundervoll geliebt zu werden.

Wie werde ich Autor meines eigenen Lebens?

Die Titelfrage löst zunächst Verwunderung aus. Wer wenn nicht ich sollte denn Autor meines Lebens sein? Schließlich lebe ich mein Leben doch immer selbst, niemand anders bewegt meine Füße, erzeugt in mir Gedanken, macht meine Gefühle und motiviert mich zu Zielen. Doch schnell kommen auch Zweifel daran. Wie ist es mit dem zeitweisen Gefühl, so gar nicht das eigene Leben zu Leben, sondern nur die Erwartungen anderer?

Vieles scheint mich davon abzuhalten, wirklich mein eigenes Leben zu leben

Da ist zum Beispiel der Arztsohn, der auch Medizin studiert und Arzt wird, um später die Praxis zu übernehmen. Der jedoch leider sehr unglücklich ist damit. Da ist die junge Mutter geliebter Kinder, die nun viele eigene Wünsche zurück stellen oder gar verabschieden muss. Da sind zwei Menschen in Partnerschaft, die sich jeweils für sich fragen, ob ihre Bedürfnisse und Wünsche angemessen Berücksichtigung in der Beziehung finden.

Manchmal konkurrieren unsere Bedürfnisse auch miteinander und wir können nicht gleichzeitig alles realisieren

Hier gibt es die Meinung, dass wir dennoch Autoren unseres Lebens bleiben, weil wir uns schließlich entscheiden oder durch Nicht-Entscheiden entscheiden. Unser eigenes Leben zu leben enthebt uns nicht von den Bedingungen des Lebens und der Welt. Manches bleibt unerfüllbar. Vielleicht liegt die Kunst, sein eigenes Leben zu führen, gerade darin, Unveränderteres und Unkontrollierbares zu akzeptieren und für sich den besten Lebensweg daraus zu wählen.

Autorenschaft enthebt uns nicht von den Bedingungen des Lebens und der Welt

Wir können dies oder das Bestehende in der Welt als einen Rahmen und als Orientierung in der Welt sogar gut gebrauchen. Wie „Buchdeckel“, die unsere Geschichte enthalten. Es scheint ohnehin eher auf eine Angemessenheit der eigenen Autorenschaft anzukommen. Hier mag sich Mensch selbst wählen, ob das eigene Leben auf dem Ozean frei im eigenen Boot Wirklichkeit wird oder gut gerahmt in gesellschaftlichen Konventionen.

Autorenschaft scheint in einem gewissen selbst gewählten und angemessenen Freiheitsgrad zu bestehen

Wie werde ich also Autor meines eigenen Lebens? Vielleicht indem ich mir meiner Freiheit ebenso wie meiner Begrenztheit bewusst werde und angemessen selbst wähle. Der Text meines Lebens bestünde dann in dieser Wahl, die möglicherweise lebenslang immer wieder getroffen werden kann.

Wieviel Verantwortung trage ich für die Gefühle anderer?

Diesmal diskutieren wir sehr kontrovers. Da ist einer, der erklärt, wir haben gar keine Verantwortung für die Gefühle anderer. Da sind aber auch einige, die betonen, dass ich mich sehr wohl verantwortlich zeigen sollte, wenn ich durch mein Handeln oder Sprechen Gefühle bei anderen auslöse.

Wieviel ich mich verantwortlich zeigen sollte wird unterschiedlich wahrgenommen.

Nein, ich habe überhaupt keine Verantwortung. Deine Gefühle zu regulieren und damit klar zu kommen, was andere über dich sagen oder denken mögen, ist deine Sache allein. Was andere dir gegenüber tun, wie sie sich verhalten ist unerheblich für deine Gefühle, denn du bewertest die Handlungen anderer selbst und erst dadurch entstehen in dir Gefühle.

Eine Position: Jeder ist der Autor seiner eigenen Gefühle. Gefühle entstehen erst aus der persönlichen Wahrnehmung und Bewertung heraus.

Doch, manchmal sollte ich Verantwortung übernehmen. Immer dann zum Beispiel, wenn ich Verantwortung trage für Menschen, die von mir abhängig sind, wie Kinder oder hilfsbedürftige Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind. Ich sollte stets bedenken und achtsam sein, was mein Handeln und Sprechen für diese Menschen bedeutet.

Eine andere Position: Gegenüber Menschen, die auf mich angewiesen sind trage ich sehr wohl Verantwortung für deren Gefühle.

Ein Kind anschreien, dass einen Fehler macht, bedeutet für dieses Kind einen Schmerz, löst Gefühle aus von Ohnmacht, Angst, Unsicherheit, Wertlosigkeit. Sollte ich mich nicht immer verantwortlich fühlen für diese Gefühle, die ich durch mein Handeln und Sprechen gegenüber Kindern auslöse? Welche Möglichkeiten der eigenen Regulation haben schließlich Kinder, insbesondere wenn sie noch sehr jung sind?

In Beziehungen zu Kindern scheint es so zu sein, dass ich eine Verantwortlichkeit für die Gefühle der Kinder trage.

Und dann gibt es auch noch die Frage nach der Reichweite der Verantwortlichkeit. Einige sind der Ansicht, dass ich zwar nicht verantwortlich sein kann für die Gefühle die ich in anderen auslöse. Jedoch sollte ich mich offen zeigen für einen Austausch und ein Gespräch darüber mit anderen. Verantwortlichkeit bedeutet in diesem Sinne eine stete Auseinandersetzung damit, welche Folgen mein Handeln und Sprechen für die Gefühle meiner Mitwelt haben.

Meine Verantwortlichkeit scheint sich zwar meist nicht auf die Gefühle anderer zu beziehen, sie bedeutet jedoch vielleicht, dass ich stets bereit bin, mich mit den Folgen meines Handelns für die Gefühle anderer auseinander zu setzen.

Auch wenn wir unterschiedliche Positionen behalten, so bleibt doch die Erfahrung, dass die meisten davon überzeugt sind, dass es gut ist, respektvoll und mit offenem Herzen auf die Gefühle anderer zu achten.

Können wir alles erreichen was wir wollen?

Zunächst setzen wir uns mit dem „alles“ in der Frage auseinander. Ist es nicht so, dass solche Aussagen mit „immer“, „nie“ oder eben „alles“ meist nicht zutreffen können? So ändert sich die Frage gleich zu Beginn des Gesprächs in: „Wann können wir erreichen, was wir wollen?“ Es gibt danach Beiträge, die darauf hinweisen, dass wir etwas erreichen können, eben weil wir es so stark wollen.

Können wir etwas erreichen, gerade weil wir es so stark wollen?

Natürlich gibt es zum Beispiel die Verliebtheit. Da erreicht einer einen geliebten Menschen, eben weil er so sehr liebt und alles versucht, sie von sich zu überzeugen. Eine andere erlernt ein Instrument so perfekt zu spielen, eben weil sie es sich so sehr wünscht und sie jede freie Minute übt.

Ein starker Wille kann uns motivieren, etwas zu erreichen, indem wir es immer wieder anstreben.

Doch es gibt auch Einwände. Da ist es in einem Fall nicht ein Wollen, sondern eine schlichte Entlassung, die dazu führt, endlich eine lange ersehnte selbständige Tätigkeit zu beginnen. Und da ist natürlich der Hinweis darauf, dass viele Menschen allein aufgrund ihrer Geburt nicht die Möglichkeiten haben, etwas zu erreichen.

Ein Wollen allein reicht nicht hin, etwas zu erreichen, manchmal ist es nicht einmal Voraussetzung dafür.

Und wie ist es mit den großen Themen? Mit der Bewältigung des Klimawandels, einer friedlichen Weltpolitik, der Verwirklichung einer freien und gleichen Gesellschaft? Viele von uns sind sicher, dass ein Wollen von Vielen einen gesellschaftlichen Wandel bewirken kann. Doch wie steht das Wollen von einzelnen in Beziehung zu einem gesellschaftlichen Willen?

Denken wir an ein Wollen von Vielen, so erscheint das Erreichen von Zielen als eine ganz andere Frage.

Es scheint nicht einfach die Summe einzelnen Wollens zu sein, was schließlich als Gesellschaft erreicht wird. Wenn alle den Müll trennen ist der Klimawandel noch nicht aufgehalten, oder doch? Und es wird oft als frustrierend erfahren, dass die eigenen Überzeugungen sich politisch nicht durchsetzen. Oder andere politische Überzeugungen irgendwie dann doch.

Wir scheinen gesellschaftlich weniger erreichen zu können, was wir wollen, als individuell.

Es scheint für uns gefühlt einfacher zu sein, persönliche Ziele zu erreichen, die wir wirklich wollen. Das mag daran liegen, dass wir mehr Einfluss auf unsere persönlichen Ziele haben.

Vielleicht ist es gut, wenn wir uns immer mal wieder mit persönlichen Zielen in unserem Wollen erleben.