Können wir mehrere Menschen gleichzeitig lieben?

Wir kommen sehr schnell in ein Gespräch über die Liebe zunächst. Was verstehen wir unter „Liebe“? Wir finden sehr verschiedene Beispiele. Liebe könne ein Gefühl sein, dass mich überkommt. Oder auch ein Gefühl, für das ich mich entscheide, es wahrzunehmen. Oder manchmal auch ein Zustand, in dem ich mich in bestimmter Weise wahrnehme. Oder gar, wenn mir alle Vorstellungen und Gefühle durcheinander geraten. Und nicht zuletzt, kann die Liebe mich auch „blind“ machen.

Liebe kann sehr verschiedene Formen des Erlebens und Wahrnehmens betreffen.

Nun soll es uns heute um Formen des „Liebens“ gehen, wenn ich also „tätig“ bin. Und wieder finden wir viele Formen des Liebens. Ich kann meine:n Partner:in lieben. Meine Eltern. Meine Kinder. Menschen meiner Familie. Meine Freunde. Besondere Menschen. Mein Idol. Vielleicht auch alle Menschen? Nun, das scheint den meisten etwas zu weit gefasst. Jedoch auch immer mich selbst. Was den meisten als das Schwierigste erscheint. Aus dieser Perspektive kann ich schon immer mehrere Menschen lieben.

Je nach meiner Vorstellung von „Lieben“ kann ich auch mehrere Menschen lieben.

Und wie sieht es aber in der romantischen Liebe aus? Da wäre zunächst das Verliebtsein. Hier fällt es uns auf, dass in der Regel ein anderer Mensch geradezu „rauschhaft“ geliebt wird. Nicht unbedingt muss dies erwidert sein. Schön ist es dennoch. Und dann? Für die eine beginnt dann eine Liebesbeziehung, in der Vertrauen und Bindung wachsen kann. Für einen anderen die Möglichkeit überhaupt erst, sich bewusst zu lieben. Das sei jedoch oft auch schwer und voller „Klippen“. Für eine andere beginnt dann eine schwierige Zeit, scheint es ihr doch unmöglich, nur einen Menschen zu lieben.

In der romantischen Liebe wird die Möglichkeit, nur einen anderen Menschen zu lieben, unterschiedlich bewertet.

Schließlich ist die Entscheidung für nur eine:n ausschließliche:n Beziehungspartner:in eine zwar kulturell in vielen Fällen gedeckte, jedoch immer nur eine mögliche Entscheidung. Wir können auch anders entscheiden. Da berichtet eine, dass sie eine Zeit lang eine „Liebe zu dritt“ gelebt hat. Nach einer Zeit sei dies jedoch gescheitert. Ein anderer erzählt von einer Liebe, welche offen ist für andere Beziehungen. Sexuelle, platonische, freundschaftliche. Und dann wirft eine andere noch ein, dass schließlich viele solcher Nebenbeziehungen „heimlich“ stattfinden. Wir scheinen in der Klemme zu stecken zwischen unseren kulturellen und sozialen Prägungen und unserem Begehren zu lieben, was unser Herz uns eingibt.

Sofern wir immer schon mehrere Menschen lieben, bleiben wir auch stets auf der Suche nach Möglichkeiten für unser Begehren zu lieben.

Eine Kontroverse erscheint in diesem Zusammenhang. Für einige ist das Lieben eine Praxis, das was die vielen einzelnen Menschen miteinander tun. Für einige andere bedeutet Lieben eine universelle und vielleicht spirituelle Energie. Für die einen entsteht aus der Liebespraxis der einzelnen erst „Liebe“. für die anderen ist die Praxis des Liebens eine Ausdrucksform einzelner für etwas bereits im Universum vorhandenes, deren Teil sie werden. Möglicherweise gibt es auch beide Bewegungen, die sich irgendwo in Raum und Zeit umschlingen. Dies zumindest würde die Verwirrungen des Liebens erklären.

Ob du nun bewusst viele Menschen liebst oder nur eine:n (ganz besonders). Zu lieben scheint die beste Entscheidung zu sein, die du treffen kannst.

Wie frei können wir sein in unseren Beziehungen?

Sonderausgabe! Gänsehaut beim Live-Intro von Sarah Seppendorf. Mit Gastmoderatorin Sophie Neugebauer starten wir in die Frage. Und verzetteln uns gleich einmal: wie frei können wir sein in unserer Co-Moderation. Dazwischen reden ist natürlich vorgesehen. Welche Richtung geben wir vor? Können wir uns verständigen? Wer hat das Mikro?

Jede Beziehung erzeugt Freiheitsmomente und Verbindlichkeitsmomente zugleich.

Um welche Beziehungen soll es gehen? Da sind vor allem erst einmal die Liebesbeziehungen. Manche werden zu Paarbeziehungen, mache werden Eltern, manche Ex-Beziehungen. Und da sind auch Freundschaften. Beziehungen zu den eigenen Kindern. Natürlich die beruflichen Beziehungen. Die einen Beziehungen gehen wir freiwillig ein, andere nicht.

Auch wenn wir Beziehungen freiwillig eingehen entstehen bindende Verantwortlichkeiten.

Da ist ein Freund, den wir in einer Notsituation begleiten. Wir haben sicher die Freiheit zu gehen, doch wir fühlen uns gebunden durch die Freundschaft. Unser moralisches Gewissen hält uns zurück. Da ist die Partnerin, die schwer erkrankt und sich vielleicht auch in ihrer Persönlichkeit verändern wird. Auch hier verzichten wir möglicherweise aus moralischen Überlegungen auf unsere Freiheit.

Wie frei wir in Beziehungen sind, hängt auch von unserem moralischen Urteil ab.

Und überhaupt scheint uns der Freiheitsbegriff ganz schön an der Nase herum zu führen. Sicher können wir in unseren Beziehungen größtenteils frei sein, doch wollen wir es oft nicht. Gerade eben weil uns eine Verbindlichkeit in Beziehungen wichtig ist. Unsere Freiheit scheint oft nur in einem verbindlichen festen Rahmen sinnvoll.

Wir können möglicherweise gerade so frei sein, wie wir es wollen.

Warum nur klagen wir so oft über Unfreiheiten und Abhängigkeiten in Beziehungen? Da ist die Weltreisende, die alle Beziehungen in ihrer Heimat aufgegeben hat. Da ist der allein erziehende Vater mit zwei Kindern. Wer ist freier in seinen Beziehungen? Auf den ersten Blick klar, erscheint es jedoch auf den zweiten unentscheidbar. Vielleicht flieht die Weltreisende von einer abhängigen Beziehung in die nächste. Vielleicht erfährt der Vater die notwendig hohe Verbindlichkeit zu seinen Kindern als Befreiung von einer wie auch immer verstandenen „Selbstfindung“.

Beziehungen können uns abhängig oder frei machen, es hängt von uns selbst ab.

Und so richten wir zuletzt den Blick auf die Möglichkeiten, in Beziehungen Freiheit zu gewinnen. Wer kann sich zum Beispiel selbst romantisch küssen? Und auch wenn wir uns selbst lieben können, so ist es doch wundervoll geliebt zu werden.

Brauchen wir andere Menschen zum glücklich sein?

Wir finden zunächst viele Beispiele dafür, dass wir andere Menschen brauchen, um glücklich zu sein. Da ist das Glück geliebt zu sein, wert geschätzt zu werden, anerkannt. Wie sollten wir es ohne andere Menschen erfahren können? Das Glück finden wir häufig in sozialen Beziehungen. Leider sind diese auch oft der Grund dafür unglücklich zu sein.

Wir können Glück erfahren im Kontakt mit anderen Menschen.

Und dann ist da auch die biographische Tatsache, dass wir alle zunächst auf andere Menschen angewiesen sind. Als Säuglinge und Kinder brauchen wir andere Menschen nicht nur um versorgt zu sein, wir erleben auch Glück und Unglück mit ihnen. So lernen wir, dass wir andere Menschen brauchen um glücklich zu sein. Wir nehmen es sozusagen mit der Muttermilch auf.

Biographisch sind wir alle zunächst angewiesen auf andere Menschen, um glücklich zu sein.

Doch muss das so bleiben? Stellt es nicht eine wesentliche Entwicklung von uns Menschen dar, dass wir uns von anderen Menschen unabhängig machen können? Viele berichten von der Erfahrung, dass sie mit sich allein ein besonderes tiefes Glücksgefühl empfinden können. Abseits der Geschäftigkeit von Beziehungen und in Stille.

Im späteren Leben können wir auch mit uns allein und in Stille Glück empfinden.

Nun unterscheiden einige Glück von Zufriedenheit, ein tiefes, jedoch eher nur kurz anhaltendes Gefühl von einem länger anhaltenden wahr genommenen Zustand im Alltag. Dem doch meist flüchtigen Gefühl wird von einigen auch nachgesagt, dass es nur selten absichtsvoll herbei geführt werden kann. Es passiert einfach, zufällig. Dies erleben wir manchmal allein und manchmal auch mit anderen.

Verstehen wir unter glücklich sein ein eher zufälliges Gefühl, so können andere Menschen beteiligt sein oder auch stören.

Nur: warum wissen wir überhaupt vom glücklich sein? Sind wir nicht alle darauf angewiesen, dies bereits mit anderen erfahren zu haben? Einige berichten davon, dass es Menschen, die in ihrer Biographie eher glückliche Beziehungen erlebt haben, leichter fällt, auch alleine Glück zu empfinden.

Möglicherweise sind Erfahrungen von Glück in Beziehungen die Grundlage für ein empfundenes Glücksgefühl.

Zusammengefasst scheint es eher so zu sein, dass andere Menschen zum glücklich sein hilfreich sein können und zumindest in der Kindheit gebraucht werden. Im späteren Leben können wir auch Erfahrungen machen von Glück, die unabhängig von Beziehungen zu anderen Menschen bestehen.