Können wir das Böse für immer besiegen?

Ein wundervoller Abend mit vielen spannenden Beiträgen der Teilnehmenden. Wir beginnen natürlich mit der Frage nach „dem Bösen“. Was ist das überhaupt? Und: gibt es „das Böse“? Wir finden Beispiele: wenn eine Person mich absichtlich belügt oder täuscht, um einen Vorteil zu erlangen. Wenn eine Person mir absichtlich Schaden zufügt oder mich willentlich verletzt. Und sicher auch: wenn eine Person mit Absicht eine andere Person ums Leben bringt.

Eine mögliche Bestimmung des Bösen liegt scheinbar in der Absicht oder im Motiv einer Person begründet.

Damit kommt jedoch auch ein zweiter Aspekt mit hinzu: die Person muss die Folgen seines Handelns für eine andere Person abschätzen können, damit Absicht unterstellt werden kann. Wenn ein Kind Schaden oder Verletzung durch sein Handeln herbei führt, ist es eher nicht „böse“, denn es kann oft nicht abschätzen, was passieren wird. Jedoch scheint es für erwachsene Personen dennoch unmöglich, das Motiv von außen zu erkennen. Ein „gutes“ Motiv scheint schnell behauptet und war dies auch das Motiv des Handelns?

Das Motiv einer Handlung kann oftmals nicht sicher bestimmt werden.

Damit bleibt es also bei den Folgen einer Handlung. Ein Kind kommt im Straßenverkehr ums Leben. Ein Soldat stirbt bei Kampfhandlungen. Eine Person vergiftet Tauben im Park. Ein wohnungsloser Mensch erfriert im Winter. Ein anderer unterschlägt eine Dose Cola an der Selfscan Kasse. Es scheint leider auch nicht sicher möglich zu entscheiden, wer oder was hier „böse“ ist.

An den Folgen einer Handlung kann das Böse ebenfalls nicht immer eindeutig bestimmt werden.

Es scheint unbeantwortbar, was „böse“ ist. Und doch haben wir alle Beispiele im Kopf, was wir als „böse“ empfinden. Die Zuschreibung „böse“ scheint wichtig zu sein im sozialen Leben. Vielleicht gibt sie uns das Gefühl, dass zu einem schlimmen Ereignis immer auch eine Person verantwortlich gemacht werden kann. Oder dass ich „besser“ bin als andere Personen.

Das „Böse“ erscheint oftmals als eine Zuschreibung anderen Personen und deren Handlungen gegenüber.

Auch Institutionen oder Gruppen werden als „böse“ bezeichnet: die Regierung, der Staat, bestimmt gesellschaftliche Gruppen. Fast immer bezeichnen also Personen andere Personen oder Gruppen oder Institutionen als „böse“. Eine Folge einer unterstellen Handlung und ein unterstelltes Motiv dazu bilden die Grundlage dazu. Kurz: wir erschaffen das „Böse“ in unserer Vorstellung.

Möglicherweise erschafft die Idee des „Bösen“ selbst erst das Böse.

Können wir es also dann auch einfach abschaffen? Nun, zumindest möchten nicht alle darauf verzichten, eine verwerfliche Tat auch als „böse“ zu bezeichnen, als eine Art Verstärkung des Arguments gegen diese Tat. Und zugleich auch bedeutet eine solche Verurteilung einer Tat immer einen Ausschluss einer Person, welcher eine „böse“ Tat unterstellt wird. Denn: „böse“ sein bedeutet, nicht mehr dazu zu gehören zu den redlichen und guten Menschen, welche diese Unterscheidung in die Welt bringen. Und: ist es nicht „böse“, eine andere Person auszuschließen?

Doch vielleicht ist dies eine erst zukünftige mögliche gesellschaftliche Entwicklung …

Gibt es etwas Gutes am Scheitern?

Sogleich gibt es viele Beispiele für Gutes am Scheitern. Da ist eine, die berichtet, dass sie nach ihrer Trennung nun in einer guten Beziehung ist. Da ist ein anderer, der erzählt, dass er nach dem Rauswurf aus dem Unternehmen nun eine viel bessere Zeit beruflich hat mit mehr Anerkennung. Da ist eine andere, die erzählt, dass nur die unzähligen gescheiterten Versuche ihrer Kinder dazu geführt haben, dass sie schließlich Laufen gelernt haben. Da ist noch einer, der erklärt, erst nachdem eine Sache gescheitert ist, kann mensch sich für neue Möglichkeiten öffnen.

Ein Scheitern beendet eine Sache endgültig und neue Perspektiven werden möglich.

Doch wer bewertet denn, dass etwas gescheitert sei? Sind wir es selbst? Sind es andere, Eltern, Chefs, eine Kultur? Wenn wir selbst etwas als gescheitert betrachten, ergeht es uns manchmal besser, manchmal auch schlechter. Hätten wir es anders oder besser machen können? Es wird von vielen als hilfreich angesehen, die Verantwortung für ein Scheitern selbst zu tragen, jedoch auch bald wieder loslassen zu können. Wir fühlen uns anscheinend meist besser, wenn wir auf etwas hin streben, eben noch nicht gescheitert sind.

Können wir unser Scheitern loslassen wird ein Neuanfang möglich.

Doch es gibt auch andere Hinweise. Mancher mag so schlimm gescheitert zu sein, dass ein Neuanfang unmöglich scheint. Hierzu meinen einige, dass es gut sein kann, sein Scheitern rechtzeitig einzugestehen und nicht zu lange an unerreichbaren Zielen festzuhalten. Vielleicht beginnt also das Gute am Scheitern bereits vor dem Ende eines erstrebten Ziels.

Wir können Ziele rechtzeitig loslassen und ein gutes Scheitern ermöglichen.

Schließlich fallen uns auch noch weitere Aspekte des Scheiterns ein. Jedes Scheitern wird immer auch von starken Gefühlen begleitet. Negativ bewertete Gefühle wie Zweifel, Versagen, Schuld, Angst oder Wertlosigkeit. Dabei fällt uns auf, dass die schlechten Gefühle oft nicht mit den Sachverhalten überein stimmen. Vielleicht habe ich nur ein „gut“ in der Prüfung und fühle mich gescheitert, weil ein „sehr gut“ mein Ziel war. Wäre bei Ziel ein Abschluss, dann hätte ich Erfolg!

Ob ich Erfolg oder Scheitern erlebe, hängt auch von meinen Zielen ab.

Ich kann meine Ziele angemessen wählen und meine Gefühle achtsam regulieren. Dann werde ich wahrscheinlich seltener Scheitern. Doch vielleicht ist es auch manchmal besser, mit ganzem Gefühl und voller Absicht „unmögliche“ Ziele anzustreben. Menschlich sind beide Haltungen allemal.