Wir suchen zunächst heraus zu finden, was wir alles unter Erziehung verstehen. Es werden Beispiele genannt, die alle mit der Begleitung von Kindern bis in das Erwachsenenalter zu tun haben. Durch die Eltern, durch die Familie, durch Lehrer*innen, durch Erzieher*innen. Aber auch durch die Gruppe der Freund*innen, Nachbarn und schließlich auch durch die gesamte Gesellschaft. Aber ist denn alles, was hier geschieht „Erziehung“?
Erziehung betrifft Kinder und Jugendliche und deren erwachsene Bezugspersonen und findet in verschiedenen Zusammenhängen statt.
Einige benennen als Erziehung, wenn Eltern die Entwicklung ihrer Kinder fördern, einige, wenn Erzieher*innen Kinder in Einrichtungen betreuen, manche auch, wenn Lehrer*innen das soziale Miteinander in der Schule begleiten. Eltern wünschen, dass ihre Kinder sich in der Welt zurecht finden. Erzieher*innen wünschen, dass Kinder bestimmte Fertigkeiten und Verhaltensmöglichkeiten erlernen. Lehrer*innen wünschen, dass sich Kinder und Jugendliche angepasst sozial verhalten.
In der Erziehung geht es darum, dass bestimmte Werte vermittelt und ein bestimmtes Verhalten gefördert oder erwartet wird.
Hier werden auch kritische Stimmen laut. Da ist eine, die berichtet, wie sie ihr Kind darin begleiten möchte, mit eigener Motivation durch Erfahrungen zu lernen. Dies bedeute eine Abkehr von Er-ziehung zu einem bestimmten bereits feststehenden Entwicklungsziel. Auch ein anderer erklärt, dass es nur zu gut ist, dass heute Schüler*innen nicht mehr zu den „richtigen“ Zielen hin geprügelt werden.
Nicht Erziehung an sich, sondern bestimmte Methoden der Erziehung werden kritisiert.
Daran anschließend wird diskutiert, was gute Erziehung sein kann. Da wird betont, dass die Entwicklung der Persönlichkeit gefördert wird. Kinder und Jugendliche sollen ihren eigenen Motiven folgen, eigene Ziele anstreben. Da wird aber auch benannt, dass durch Erziehung erlernt werden soll, sich in den bestehenden Regeln der Gesellschaft zurecht zu finden, sich anzupassen.
Erziehung scheint in einen Widerspruch von Entwicklung und Anpassung zu führen.
Und vielleicht ist dies gerade die Dynamik und Energie, welche Erziehung ausmacht: Nie so ganz nur freie Entfaltung einer bereits vorhandenen Persönlichkeit zu sein. Nie so ganz in Anpassung an und Erlernen von bestehenden Regeln und Konventionen bestimmt zu sein. Sondern im Spannungsfeld dazwischen.
Wir sind alle daran beteiligt, welche Tendenz in Erziehung überwiegt.