Zunächst fällt uns auf, dass Arbeiten und Leben gar keinen Widerspruch darstellen, der es erlaubt, diese doppelte Alternative zu befragen. Wer arbeitet, lebt schließlich und wer lebt kommt nicht umhin, zu arbeiten. Zumindest, wenn wir den Arbeitsbegriff etwas weiter fassen und auch unbezahlte Arbeit, wie Care-Arbeit, künstlerisches Schaffen oder einfach das Konsumieren von Leistungen anderer mit einbezieht.
Weil ich arbeite lebe ich.
Allein um zu überleben müssen wir jeden Tag Arbeit aufwenden, um die Dinge des täglichen Bedarfs zu bekommen. Entweder als Selbstversorger oder als erwerbstätiger Konsument. Wir müssen Arbeit aufwenden, um die Natur zu verändern, damit wir Nahrung haben, eine Wohnung, damit wir uns bewegen können von einem Ort zum anderen. Ein ganzes Universum von Kulturgütern erschafft unser Leben, wie wir es kennen.
Leben ist mehr als Arbeit.
Wir sind uns einig, dass es zumindest in unserer Kultur auch Zeiten ohne Arbeit gibt. Wir nennen es Freizeit. Das scheint das Reich der Freiheit zu sein, wir machen schließlich, was wir wollen. Manche behaupten den Sinne des Lebens hier. Fern von Nutzen und Mehrwert-Ökonomie. Manche finden den Sinn ihres Daseins in ihrer Arbeit.
Arbeit bedeutet Geld, Identität, Anerkennung, Zugehörigkeit.
Wir finden, dass wir aus vielerlei Gründen nicht auf Arbeit verzichten wollen. Wir wünschen uns Dinge, die mit Geld zu bezahlen sind. Wir stellen uns nicht selten mit unserem Beruf bei anderen Menschen vor („Was machst du so?“). Wir bekommen Anerkennung für unsere Leistungen. Wir sind Teil einer durch Arbeit verbundenen Gesellschaft.
Worauf dürfen wir hoffen?
Kein Ausweg also? Vielleicht haben wir die Wahl: ein Wenig arbeiten wir um zu leben, erwerben die Freiheit der Entscheidung weiter zu arbeiten oder eben nicht. Eine Pause vielleicht. In der wir einfach nur so leben.