Ignorance is strength ist einer der Leitsätze des Großen Bruders in Orwells 1984. Eine Polemik sicher, jedoch auch erschreckend aktuell.
Unwissenheit ist Stärke wird es zumeist übersetzt, aber da schwingt noch mehr mit im englischen Ignorance, eher auch ein Nicht-Wissen-Wollen.
Wir wollen nicht wissen, wer die Menschen sind, welche die seltenen Erden für unsere Smartphones ausgraben, erst recht nicht, dass sie dafür einen hohen gesundheitlichen Preis zahlen. Wir wollen nicht wissen, welche Salzseen für immer zerstört werden, um eine neue Flotte an „grünen“ stromgetriebenen Autos für den Individualverkehr der reichen Länder zu ermöglichen.
Wir wollen nicht wissen, wie groß der ökologische Fußabdruck einer einzigen Erdbeere im Winter auf unserem Teller ist.
Wir wollen nicht wissen, wer die Menschen sind, die in diesem Moment im Mittelmeer ertrinken für den Erhalt unseres Überflusses im europäischen Wohlstand. Wir wollen nicht wissen, dass unser Lebensstil dazu beiträgt, dass es in Zukunft klimatisch für immer mehr Menschen auf der Erde nicht mehr zum aushalten ist.
Das alles wollen wir nicht wissen. Denn dann müssten wir unser Leben ändern. Oder unsere hohen moralischen Selbstverständnisse aufgeben. In einer gerechten Gesellschaft können nicht die einen in Saus und Braus sämtliche Ressourcen stehlen und verbrauchen, während andere Menschen in Gefahr sind, am Lebensstil der ersteren um zu kommen?
Können wir also die Gesellschaft gerechter machen, wenn wir das Wissen zulassen?