Sind wir alle für uns allein oder gehören wir zusammen?

Heute ist es gleich schon am Anfang so weit. Die Frage des Cafés wird befragt. Warum denn „oder“? Sind wir nicht alle in der Erfahrung zunächst alleine, auf unsere eigenen Sinne angewiesen in der Verbindung zu anderen? Und sind wir dann nicht alle zusammen verbunden in der Erfahrung, dass wir niemals ganz alleine gewesen sind, unser ganzes Leben lang?

Unser Alleinsein scheint uns zu dem Gedanken zu führen, dass wir je immer schon mit anderen verbunden sind.

Du wirst gezeugt und geboren, gepflegt und betreut, erfährst dich und entwickelst deine Fähigkeiten. Immer mit anderen zusammen. Doch „gehören“ wir auch zusammen? Ist es denn nicht das Entwicklungsziel aller Menschen, alleine zurecht zu kommen? Das Leben ganz und gar nach den eigenen Wünschen und Fähigkeiten zu gestalten? Im Gefühl des zusammen Gehörens schwingt etwas wie ein moralisches Sollen mit.

Wenn wir auch immer schon verbunden mit anderen sind, ist dies auch die moralisch gebotene Form des Menschseins?

Sollen wir uns nicht eher von den anderen emanzipieren, autonom sein und frei, für uns selbst handeln und denken? Es scheint beides zu geben. Wir sind gebunden an eine Familie, Partner*in, Kinder, Freunde, Verein, Unternehmen und fühlen hier eine Pflicht zur Loyalität. Doch nur mit uns alleine können wir uns selbst klar spüren, ob wir meditieren, laufen, den Jacobsweg gehen oder im Kloster schweigen..

Getrennt von den anderen werden wir uns unserer Bedürfnisse bewusst.

Und hier spüren wir deutlich, dass wir in Verbundenheit mit anderen sein wollen, jedoch auf unsere Weise, so dass wir uns selbst in der Gemeinschaft wohl fühlen. Es scheint also weniger ein moralisches Gebot als ein menschliches Bedürfnis zu sein, nach Zusammengehörigkeit zu streben. Und vielleicht liegt das Geheimnis in der Form des „Strebens“ danach. Wir sind noch einzeln, allein. Und wir wünschen uns verbunden zu sein, zusammengehörig.

Weil wir nach Zusammengehörigkeit streben, sind wir es nie ganz und doch auch nicht mehr allein.

Die Form des „danach Strebens“ ist die des Philosophierens, des Strebens nach, der Liebe zu Wissen oder Weisheit. Philosophische Weisheit, das könnte sein, nach Verbundenheit zu streben und nicht darüber zu klagen, niemals ganz in der Verbundenheit aufgehen zu können.