Worauf können wir wirklich vertrauen?

Wir starten mit Beispielen für etwas, in das wir vertrauen. Genannt werden die Naturgesetze, dass die Sonne aufgeht, ein Apfel immer nach unten fällt. Dann auch nahe Angehörige, Partner:innen, Kinder, Eltern. Schließlich auch uns selbst. Und sicher auch in unsere Sterblichkeit.

Vertrauen kann sich auf ganz unterschiedliche Dinge oder Menschen beziehen.

Nur, können wir wirklich so ganz sicher vertrauen? Fast alle haben die Erfahrung gemacht, dass Menschen Vertrauen enttäuschen oder gar missbrauchen können. Die Naturgesetze werden ständig neu gefasst in den Wissenschaften. Die Schwerkraft, wie wir sie für verlässlich halten, gilt nur in einer ganz bestimmten Region unseres Planeten, vom Erdboden bis in ein paar tausend Meter Höhe. Wie oft haben wir uns in uns selbst getäuscht? Einzig der Tod scheint so ganz sicher. Doch dann braucht es unser Vertrauen nicht.

Vertrauen mag nur dort einen Sinn haben, wo wir keine Gewissheit haben.

Damit erscheint unsere Frage in einem ganz anderen Licht. ein wir auf das vertrauen, dessen wir nicht sicher gewiss sind, so ist die Frage nach dem „wirklich vertrauen“ hinfällig. Oder zumindest wird das Vertrauen zu einer Entscheidung. Ich vertraue zum Beispiel dir. Sicher habe ich gute Gründe dazu. Nicht jedem schenke ich mein Vertrauen. Jedoch, wüsste ich ganz sicher, dass ich nicht enttäuscht werden kann, so müsste ich nicht vertrauen.

Vertrauen scheint vor allem eine Entscheidung zu sein, auf etwas oder eine Person zu vertrauen.

Warum tun wir Menschen das? Eine Antwort darauf ist, weil wir nicht anders können. Würden wir nichts und niemandem, vertrauen, so könnten wir unseren Alltag nicht leben. Wir können einfach nicht alles und jeden kontrollieren. Abgesehen davon, dass wir es auch aus moralischen Erwägungen nicht wollen. Dennoch sind wir auf der anderen Seite frei zu entscheiden, auf welche Bereiche sich unser Vertrauen erstreckt.

Das wir vertrauen hat auch einen moralischen Aspekt.

Wir können und wollen vertrauen und entscheiden uns für die Dinge und Menschen, denen wir vertrauen. Diese Gabe an Vertrauen wird möglicherweise erwidert und es entsteht ein Netz von Vertrauen. Dieses Netz hält nicht nur uns, sondern auch viele andere. Es entsteht eine Ethik des Vertrauens. Das mag auch der Grund dafür sein, dass wir stets an etwas Gutes denken, wenn wir vertrauen.

Zu vertrauen und Vertrauen zu bestätigen lässt ein stabiles soziales Netz entstehen.

Sicher haben Menschen und auch Dinge zu allen Zeiten Vertrauen enttäuscht. Jedoch ist der grundsätzliche Sinn von Vertrauen dadurch nicht eingeschränkt.

Es ist gut zu vertrauen.

Warum haben wir bloß immer keine Zeit?

Ausgangspunkt für unsere Frage ist die alltägliche Erfahrung, dass wir oft klagen über mangelnde Zeit für die Dinge des Lebens, die uns wichtig sind. Was sind die Gründe dafür? Nutzen wir unsere Zeit einfach nur nicht effizient genug? Oder ist der Gedanke, dass wir unsere Zeit immer sinnvoll verwenden sollen der Fehler?

Zeit scheint einerseits eine verfügbare Größe, die wir nach unseren Wünschen gestalten. Andererseits bleibt sie auch unverfügbar, wie unsere Lebenszeit, die wir nicht kennen.

Was macht die Verfügbarkeit von Zeit aus? Wir haben den Eindruck, dass wir die Gestalter unseres Alltags sind. Wir können uns verabreden oder auch nicht. Wir können zur Arbeit gehen oder wir leben genügsam mit wenig Geld. Wir können morgens früh mit Yoga aufstehen oder lieber lange schlafen. Wirklich?

Wir erleben auch Stress und Druck der Mitwelt. Andere Menschen bewerten unser Verhalten. Zeit wird als knappes Gut gehandelt und auf dem Markt der Zeitverfügbarkeit gibt es zahlreiche Vorschriften. Wer nicht fleißig arbeitet und seine Zeit scheinbar sinnlos vergeudet, wird negativ bewertet. Manchmal sogar ausgeschlossen. Das gilt auch für die Freizeitgestaltung. Einfach nur so mal nix tun fällt uns schwer.

Betrachten wir unsere Zeit als verfügbar, scheint sie uns schwer zu machen.

Auf der anderen Seite klagen wir über die Unverfügbarkeit der Zeit. Zu allererst bringt uns unsere Sterblichkeit in die Not, unsere Zeit sinnvoll zu nutzen. Was wäre, wenn unsere Zeit morgen abgelaufen ist? Haben wir unsere Zeit gut genutzt?

Doch auch hier scheint sich eine paradoxe Umkehrung einzuschleichen. Wozu sollen wir uns jeden Tag damit belasten, etwas „Wichtiges“ zu tun, wenn wir doch jeden Tag bereit sein müssen, Abschied zu nehmen?

Eine Akzeptanz der Unverfügbarkeit der Zeit macht uns das Leben leichter.

So können wir unsere Arbeit erledigen, einkaufen gehen, Kinder versorgen. Alles zu Zeiten, die uns vorgegeben sind. Müssen wir hingegen selbst unsere Zeit gestalten, stellen sich uns unmittelbar Sinnfragen. Was, wenn wir unsere Zeit verschwenden? Doch dann ist da auch die Erfahrung, einfach nur so zu sein mit sich oder mit anderen. Und wir haben keine Fragen.

Ist denn die Zeit einfach da, oder schaffen wir unsere Zeit selbst, als Menschen und als Gesellschaft, weil wir unsere Sinnfragen nicht beantworten können? Veränderung ist überall im Universum, so scheint die Zeit nicht still zu stehen, nichts bleibt so wie es ist. Doch das Universum ist gleichgültig uns gegenüber. Das die Veränderung der Welt uns betrifft, bleibt ein Wunsch.

So pendeln wir hin und her zwischen dem Wunsch, unsere Zeit sinnvoll zu gestalten, und dem Bedürfnis, frei zu sein von quälenden Fragen.

Und die Klage über die fehlende Zeit wird zur Leerstelle für die Unlösbarkeit der Sinnfrage. Vielleicht können wir der Frage nach der Zeit mit mehr Gelassenheit begegnen.